Hofbibliothek

Musiksammlung


Die fürstliche Hofmusik

Als Prinzipalkommissare des Kaisers am Reichstag in Regensburg oblagen den Fürsten von Thurn und Taxis zahlreiche repräsentative Pflichten. Dazu gehörte der Unterhalt eines Theaters und einer Hofkapelle. Fürst Carl Anselm (1733-1805) war der wichtigste Förderer der Hofmusik und betrieb deren Ausbau zu einem weithin geachteten Ensembles.

Die Musikhandschriften sind hier opac.rism.info online recherchierbar.

Mit dem berühmten Musiktheoretiker Joseph Riepel, dem französischen Violinisten Joseph Touchemoulin (seit 1761) oder dem böhmischen Komponisten Franz Xaver Pokorny (seit 1766) waren herausragende Musikerpersönlichkeiten engagiert. 

Ab 1790 erfuhr die Hofmusik mit der Anstellung von Virtuosen wie Giovanni Palestrini (Oboe) oder Fiorante Agustinelli (Flöte) eine weitere Qualitätssteigerung und zugleich eine Vergrößerung auf über 40 Personen! Die thurn und taxissche Hofkapelle zählt zu den besten Orchestern der Zeit.

Zentrale Gestalten für den Musik- und Theaterbetrieb am taxisschen Hof waren der Komponist Freiherr Theodor von Schacht und der Theaterdirektor Emanuel Schikaneder, der später als Schöpfer der Rolle des Papageno in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ zu Ruhm gelangte.

Infolge des Endes des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 und die finanziellen Einbußen des fürstlichen Hauses im Zuge der Revolutionskriege erfolgte im Herbst 1806 die Auflösung von Hofkapelle und Hoftheater.

Heute zählt die Musiksammlung des fürstlichen Hauses mit über 2.500 Musikhandschriften zu den bedeutendsten Sammlungen von Musik des 18. Jahrhunderts weltweit!

Die Sammlung wird – der Provenienz folgend - in vier Gruppen eingeteilt:

A. Musikhandschriften und Drucke, einschließlich Choralhandschriften, aus den Klöstern Obermarchtal und Neresheim

54 Choralhandschriften des 15. bis 17. Jahrhunderts stammen aus dem Kloster Neresheim, ebenso wie vier Bände mit Orgeltabulaturen. Des Weiteren sind Stimm- und Chorbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert vorhanden, sowie Adam-Berg-Drucke mit Werken Orlando di Lassos und eine musiktheoretische Handschrift aus dem 15. Jahrhundert.

B. Aufführungsmaterial der fürstlichen Hofmusik in Brüssel und Frankfurt (ca. 1690 bis 1748)

Dazu zählen für die Brüsseler Zeit Werke von Corelli, Marin Marais, Rameau und Lully. Zudem finden sich in diesem Bestand bereits Kompositionen thurn und taxisscher Hofmusiker wie Henri Jacques de Croes (1705-1786), Jacques Boutmy, Johann Pfeiffer (1697-1761).

C. Musikhandschriften der fürstlichen Hofmusik und des Hoftheaters in Regensburg (1748 bis 1806)

Hierbei handelt es sich um den umfangreichsten Bestand der Sammlung, die enthaltenen Kompositionen können dabei schematisch den weiter untenstehenden Kategorien zugeordnet werden. Dabei stammen die Werke zum überwiegenden Teil von Vertretern der Mannheimer Schule in der ersten und zweiten Generation, von Komponisten der Norddeutschen Schule in Berlin, den Hofmusikern verschiedener deutscher Residenzstädte, wie beispielsweise München, Wien, Stuttgart, Mannheim und Mainz, aber auch diverser Fürstenhäuser wie Oettingen-Wallerstein und Fürstenberg. Hinzukommen eine Reihe ausländischer Künstler, wie die Neapolitaner Giovanni Paisiello, Niccolò Piccinni oder aber auch die Franzosen Pierre-Alexandre Monsigny, André Ernest Modeste Grétry und François-Joseph Gossec, um nur eine Auswahl zu nennen.

Sinfonien

Konzertante Sinfonien, Programmsinfonien und Opernsinfonien.Einen besonders großen Anteil besitzt Joseph Haydn mit 84 Sinfonien, wovon fünf nur in der Hofbibliothek nachweisbar sind.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich:
Henri de Croes, Ferdinand Donninger, Joseph Kalb, Stephan Klob, Paul Ignaz Kürzinger, Anton Joseph Liber, Johann Nepomuk Peyerl, Joseph Touchemoulin, Joseph Riepel, Theodor von Schacht und Franz Xaver Pokorny.

Konzerte

Hauptsächlich für Flöte, Oboe, Klarinette, Bassetthorn, Fagott und Trompete. Hinzukommen eine Reihe von Cembalokonzerten. Darunter auch ein von Johann Wenzel Anton Stamitz verfasstes Konzert, welches als eines der frühesten Klarinettenkonzerte überhaupt gilt.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich:

  • Oboenkonzerte
    Ferdinand Donninger, Joseph Gosel, Joseph Küffner, Franz Xaver Pokorny, Johann Matthias Sommer, Theodor von Schacht
  • Klarinettenkonzerte
    Henri de Croes, Franz Xaver Hanisch, Václav Knežek, Franz Xaver Pokorny, Joseph Schierl, Theodor von Schacht

Kammermusik

Ebenso, wie bei den Sinfonien ist hier Joseph Haydn mit verschiedenen Streichquartetten vertreten.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich: 
Franz Hanisch, Joseph Schierl

Kirchenmusik

Darunter finden sich insbesondere Messkompositionen, Requiem – und Tedeum-Vertonungen, Passionsmusik, Psalmen und Offertorien.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich:
Die Messen stammen dabei hauptsächlich von Regensburger Hofkomponisten, wie:
Johann Christoph Kaffka, Joseph Kalb, Joseph Anton Liber, Joseph Riepel, Theodor von Schacht

Opern, Singspiele, Melodramen, Ballettmusiken

Vorrangig handelt es sich hierbei um französische, italienische und deutsche Opern und Singspiele.

Weltliche Vokalmusik

Hierzu zählen Kantaten, beispielsweise zu Siegesfeiern und Friedensfeiern, zu Familienfesten, aber auch Neujahrsprologe.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich:
Besonders der Hofmusiker Theodor von Schacht lieferte zu den verschiedensten Anlässen eine Vielzahl an Kompositionen.

Tafelmusik bzw. Harmoniemusik

Dazu gehören in erster Linie Divertimenti, Partiten, Notturnos und Serenaden.

Thurn und Taxis Hofmusiker in diesem Bereich:
Joseph Touchemoulin, Theodor von Schacht

D. Materialien der fürstlichen Gardemusik, 1820 bis 1828

Dieser Teil der Sammlung umschließt hauptsächlich Kompositionen für Bläserbesetzung. Meist handelt es sich um Werke berühmter und beliebter Komponisten, welche für Bläser bearbeitet wurden.

Beim Bestand „Incerta“ handelt es sich um Musikhandschriften, deren Komponisten unbekannt sind.